-Gastbeitrag von Regina Weißenfeld
In den vergangenen Jahren hat unsere Stadt eine beachtliche Entwicklung hingelegt: Universität, Hochschulen und Wirtschaft prosperieren und ziehen zahlreiche junge Menschen sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus dem Um- und Ausland nach Bielefeld. Kurzum: Bielefeld wächst und wird dabei vielfältiger, bunter und schöner!
Diese aus meiner Sicht absolut positive Entwicklung stellt uns jedoch auch vor neue Herausforderungen: Bezahlbarer Wohnraum wird beispielsweise knapp, aber auch der Bedarf von Plätzen in Kindertagesstätten ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. In Bielefeld besuchen 97,7 Prozent aller Kinder über drei Jahren eine Kindertagesstätte. Die Quote bei den unter 3-Jährigen liegt bei 44,3 Prozent. Allein in den letzten vier Jahren haben wir deshalb bereits sechs neue Kitas gebaut. Mit Beginn oder während des neuen Kindergartenjahres 2020/21 werden wir sechs weitere Kitas in Betrieb nehmen. Mit dem neuen Kindergartenjahr stellt Bielefeld somit in 206 Kindertagesstätten 13.043 Plätze bereit und 920 Plätze in der Tagespflege. Hinzu kommen 72 Plätze in heilpädagogischen Gruppen und 15 Plätze, die frei finanziert sind. Im Vergleich zum Kita-Jahr 2016/17 ist das einPlus von 1.335 Plätzen. Und der Bedarf wächst weiter! Wir werden daher auch in den nächsten Jahren weitere Kitas bauen und deutlich mehr Betreuungsangebote schaffen. Unser Ziel und Motto: Kurze Wege für kurze Beine!
Für eine bunte Trägervielfalt! Beim Ausbau der Betreuungsinfrastruktur ist es uns stets ein zentrales Anliegen, nicht bloß die Kitaplatzanzahl zu erweitern, sondern zugleich die bunte Trägervielfalt der Betreuungseinrichtungen aufrechtzuhalten und zu fördern. Eltern müssen die Auswahl haben, ob sie sich z.B. kirchlich orientieren wollen oder eine konfessionsfreie Kita wünschen. Dies wollen wir weiterhin gewährleisten und deshalb werden wir auch im Jugendhilfeausschuss weiterhin darauf achten.
Für flexiblere, bedarfsgerechte Betreuungszeiten!
Bei der Reform des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) hat die Landesregierung nicht den Mut gehabt, die realitätsfernen Betreuungsstufen von 25, 35 und 45 Stunden aufzugeben, obwohl diese nicht den wirklichen Stundenbedarf widerspiegeln. Eltern beklagen sich bei uns, dass 35 Stunden zu wenig seien, 45 Stunden wiederum zu viel. Die Inanspruchnahme von 25 Stunden pro Woche spielt in Bielefeld mit 4,3 Prozent kaum eine Rolle. Für uns steht deshalb fest: Es ist an der Zeit, die Betreuungszeiten nach den wahren Bedarfen der Eltern auszurichten! Dazu zählt auch, die Öffnungszeiten unserer Kitas flexibler zu gestalten, um Eltern eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. Wir werden uns dafür einsetzen, dass es zukünftig in jedem Bielefelder Stadtteil mindestens eine Schwerpunkt-Kita gibt, die längere und flexiblere Öffnungszeiten anbietet.
Für eine gute Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern!
Erzieherinnen und Erzieher leisten in den Kindertagesstätten wertvolle Arbeit. Jedoch ist die Personalausstattung zu knapp bemessen. Das gefährdet die gute Arbeit in den Kitas, denn gute Qualität braucht gutes und vor allem ausreichendes Personal. Deshalb gilt es für uns schon heute, frühzeitig den Fachkräftebedarf zu sichern. Denn obgleich in Bielefeld zurzeit alle offenen Stellen Anfang des Kita-Jahres besetzt werden können, wird es bereits eng, wenn Stellen während des Kita-Jahres neu besetzt werden müssen. Um dem Fachkräftemangel vorzubeugen, müssen unter anderem weitere Ausbildungsklassen bereitgestellt werden. Noch zielführender wäre zudem die Einführung einer flächendeckenden Ausbildungsvergütung. Der Bund hat das in einem Modellprojekt der Bundesfamilienministerin Franziska Giffey bereits gefördert. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Länder, die dafür zuständig sind, nachziehen. Denn: Welche andere Fachkraft macht eine Ausbildung heute noch ohne Vergütung?
Freie Fahrt in Bus und Bahn für Kita-Gruppen!
Eine Kindertagesstätte ist längst nicht mehr „nur Betreuungsort“, sondern ein wichtiger Lernort für die frühkindliche Bildung. Unter dem Motto „Bildungschancen für alle“ ist die Sprachbildung und -förderung ein wichtiger Bestandteil, um später einen guten Übergang zur Schule zu erreichen. Gesundes Essen, der nachhaltige Umgang mit Ressourcen, ein solidarisches Miteinander – in Kitas werden den Kindern diese und viele weitere Themen größtenteils spielerisch nähergebracht. Und natürlich darf die Bewegung als zentrales Element der frühkindlichen Bildung nicht fehlen. Kinder sollen sichbewegen – ob drinnen oder draußen. Kinder sollen auch ihre Umgebung erkunden. Ausflüge z. B. ins Naturkundemuseum und in den Tierpark Olderdissen tragen dazu bei. Um dies zu ermöglichen, setzten wir uns dafür ein, dass Kita-Gruppen zukünftig kostenlos den öffentlichen Nahverkehr nutzen können.
Für eine beitragsfreie Bildung von der Kita bis zum Studium!
Bei der Abschaffung der Elternbeiträge hat sich die Landesregierung aus CDU und FDP aus der Verantwortung gestohlen und das Problem auf die Kommunen übertragen. Elternbeiträge werden je nach Finanzlage einer Kommune berechnet. Eltern verstehen aber nicht, warum in der Nachbarkommune höhere bzw. niedrigere Beiträge gezahlt werden müssen. Eine landesweite Regelung wäre hier deutlich besser gewesen, dafür haben wir uns immer eingesetzt.
Dank der Hilfe vom Bund, insbesondere von Familienministerin Franziska Giffey wurde ein weiteres Kita-Jahr in NRW beitragsfrei gestellt. Und im Stadtrat haben wir dafür gesorgt, dass Geringverdienerinnen und -verdiener mit sehr niedrigen Einkommen keine Kitagebühren mehr zahlen müssen. Schon heute zahlen in Bielefeld mehr als 50 Prozent aller Kinder keine Gebühren. Unser Ziel muss jedoch 100 Prozent Gebührenfreiheit sein. Kindertagesstätten sollten als Bildungseinrichtungen vergleichbar mit der Schule künftig für jede und jeden beitragsfrei werden. Wir setzen uns für eine beitragsfreie Bildung von der Kita bis zum Studium ein, um so für echte Chancengleichheit zu sorgen.
Es zeigt sich also, dass wir auch weiterhin vor großen Herausforderungen stehen. Wir werden weiter massiv in neue Kita-Plätze investieren und neue Kitas bauen, werden uns in den nächsten Jahren noch stärker um die Qualität und eine Fachkräfteoffensive kümmern müssen und werden weiter für die Beitragsfreiheit kämpfen. Dafür bedarf es auch weiterhin einer starken Sozialdemokratie im Bielefelder Stadtrat.