Ein neues Kombi-Bad für Jöllenbeck
Den größten Teil meiner Kindheit und Jugend habe ich wohl im Schwimmbad verbracht. Ich war gerade einmal zwei Jahre alt, als meine Eltern mich zusammen mit meinen beiden Brüdern im 1. Bielefelder Schwimmverein anmeldeten. Sie nahmen uns, weil sie selber ehrenamtliche Trainer waren, einfach immer mit ins Bad. Meinen ersten Wettkampf schwamm ich noch im Kindergarten, mit 12 Jahren habe ich angefangen, andere Kinder zu trainieren.
Als begeisterte Schwimmerin bin ich überzeugt davon, dass jede Bürgerin und jeder Bürger unserer Stadt die Möglichkeit haben sollte, das Schwimmen zu erlernen. Leider fehlen dafür in Bielefeld zurzeit jedoch die Kapazitäten. Anstelle der benötigten 3.667 Schulsportschwimmeinheiten zu je 15 Minuten bieten die aktuellen Bielefelder Schwimmbäder zusammengenommen lediglich 3.331 Einheiten. Dieser Engpass kann dazu führen, dass der Schwimmunterricht in der Schule gekürzt wird. Und auch die Bielefelder Schwimmvereine haben immer mehr Probleme, bedarfsdeckende Schwimmkurse anzubieten. Die vom Sportamt bereitgestellten Wasserzeitkontingente für den Vereinssport sind derzeit vollständig ausgeschöpft. Fehlende Wasserzeiten können im schlimmsten Fall sogar lebensgefährlich werden. In Deutschland ertrinken noch immer mehrere hundert Menschen pro Jahr – unter anderem auch, weil sie nicht gut genug schwimmen können.
Bereits im Herbst 2018, als ich die erste meiner jährlichen Ehrenamtskonferenzen durchführte, wurde noch einmal klar, was ich von vielen Schwimmfreundinnen und -freunden bereits gehört hatte: Auch die verschiedenen Bielefelder Wassersportvereine brauchen mehr Schwimmfläche. Seitdem hat sich viel getan! Auf Initiative des Oberbürgermeisters Pit Clausen wurde im Schul- und Sportausschuss der Stadt Bielefeld über den Bau eines neuen Kombi-Bads im Bielefelder Norden diskutiert, im Juli dieses Jahres gab die Bielefelder Bäder und Freizeit GmbH (BBF) grünes Licht für den vorgeschlagenen Schwimmbadneubau in Jöllenbeck und am 26. September 2019 stimmte dann auch der Rat dem Konzept sowie der Finanzierung zu, sodass der Bau voraussichtlich bereits im Anschluss an die kommende Freibadsaison 2020 beginnen kann.
Ein 25-Meter-Becken mit tiefenverstellbarem Boden und sechs Bahnen, eine 3-Meter-Sprunganlage sowie ein kombiniertes Lehr- und Kursbecken: Was da auf der Fläche des jetzigen Jöllenbecker Freibadgeländes in Planung ist, soll vor allem Schulen und Vereine, aber auch Freizeitschwimmerinnen und -schwimmer zum Baden einladen.
Während des Umbaus wird das Freibad für den Schwimmbetrieb vollständig gesperrt sein, da die derzeitigen Becken nicht in den Neubau integriert werden können. Ihre Technik stammt noch aus den 1950er Jahren und ist dringend erneuerungsbedürftig. Zudem ist auch ein neues Verkehrskonzept geplant, durch das das Bad in Zukunft besser beziehungsweise anwohnerinnen- und anwohnerfreundlicher mit dem Auto erreichbar sein soll.
Das neue Kombi-Bad wird die übrigen Bielefelder Bäder merklich entlasten und die Wasserzeiten für das Schulschwimmen um 825 Schwimmeinheiten erhöhen. Den ortsansässigen Schwimmvereinen wird der Neubau zudem mehr Flexibilität bei ihrer Kursplanung ermöglichen. Mehr Trainingsangebote zu verschiedenen Tageszeiten werden dazu führen, dass mehr Bürgerinnen und Bürger aus Bielefeld das Angebot der Vereine wahrnehmen und den Schwimmsport ausüben können.
Schwimmsicherheit durch das Ehrenamt
Aufgrund meiner zahlreichen Ehrenamtserfahrungen im Schwimmverein weiß ich aus erster Hand, wie wichtig ehrenamtliches Engagement für den Schwimmsport ist. Nicht nur die Übungsgruppen werden oftmals ehrenamtlich von Vereinsmitgliedern betreut, sondern auch die Sicherheit im Schwimmsport wird maßgeblich über das ehrenamtliche Engagement von Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmern gewährleistet. Immer wieder stehe ich darum in Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen der Bielefelder Schwimmvereine sowie der DLRG, um mich mit ihnen über die aktuelle Situation des Ehrenamts in ihren Vereinen auszutauschen und um Strategien der politischen Unterstützung zu entwickeln. Auch bei meinen jährlich stattfindenden Ehrenamtskonferenzen konnte ich bereits vieles über die Schwierigkeiten und Probleme des Ehrenamts im Schwimmsport erfahren. Diese wichtigen Anregungen nehme ich mit für meine Arbeit in Berlin.
Somit steht für mich fest: Mit dem geplanten Bau des Kombi-Bads in Jöllenbeck haben wir bereits einen wichtigen Schritt gemacht, der die Arbeit der Bielefelder Schwimmvereine merklich erleichtern wird. Trotzdem gibt es auf politischer Ebene noch viel zu tun, um das Ehrenamt im Schwimmsport weiter zu stärken. Insbesondere der Bereich der Schwimmsicherheit wird in der Politik nach wie vor unterschätzt und nicht angemessen gefördert. Als Fachpolitikerin für bürgerschaftliches Engagement möchte ich mich dafür einsetzen, dass die DLRG bei der Anschaffung ihrer Ausstattung für Einsätze von Bund und Land unterstützt wird, damit nicht die Ehrenamtlichen selbst auf den Kosten sitzen bleiben. Einsatzkleidung sowie Einsatzfahrzeuge müssen als Grundausstattung durch den Staat bereitgestellt werden. Das gilt selbstverständlich auch für alle anderen ehrenamtlich gestützten Notfall- und Rettungseinrichtungen in unserem Land. Denn in der Politik müssen wir uns immer wieder vor Augen führen, welch wichtige Aufgabe der ehrenamtliche Not- und Rettungsdienst für unsere Gesellschaft übernimmt. Vor allem müssen wir aber auch das nötige Geld in die Hand nehmen, um diese starke Säule unserer Gesellschaft zu fördern.