Jugend und Parlament 2018: Für vier Tage Abgeordneter sein

Das viertägige Planspiel „Jugend und Parlament“ vom 23. bis zum 26. Juni ist der alljährliche Höhepunkt des Besucherdienstes des Deutschen Bundestages. Etwa jeder zweite Abgeordnete durfte einen Jugendlichen zwischen 17 und 20 Jahren für dieses Ereignis nach Berlin einladen. Dort wurde an Originalschauplätzen getagt, debattiert und abgestimmt.

Leo Coors ist 56 Jahre alt, verheiratet und hat einen Sohn. Der Lehrer für Mathe und Physik setzt sich seit dem Studium an der Universität Bielefeld besonders für Chancengleichheit im Bildungssystem ein und ist in der Gerechtigkeitspartei (GP) aktiv. Seit elf Jahren sitzt er als Mitglied des Deutschen Bundestages im Parlament.

Das ist die zugeloste Rolle von Julius (19). Der Wertheraner wurde von der direkt gewählten Abgeordneten für Werther und Bielefeld, Wiebke Esdar (SPD), zu dem Planspiel eingeladen. Die Biografien, politische Einstellungen und Fraktionszugehörigkeiten wurden zugelost. Nur den Spielnamen durften alle Teilnehmenden im Vorfeld selbst bestimmen. Das Ziel des Planspiels liegt darin, die Funktionsweisen und die Abläufe im Bundesparlament kennen zu lernen. „Ich bin froh, einem jungen Menschen die Möglichkeit geben zu können, das Parlament aus dieser ganz besonderen Perspektive kennen zu lernen“, sagt Wiebke Esdar. Anhand von vier verschiedenen Gesetzentwürfen wurde in Landesgruppen- und Fraktionssitzungen, Ausschüssen und Arbeitsgruppen sogar über einzelne Wörter diskutiert. Abstimmungen darüber, ob noch einmal abgestimmt werden soll, wurden nicht nur einmal durchgeführt.

Als Höhepunkt des Planspiels durfte natürlich eine richtige Plenarsitzung mit Redebeiträgen und Zwischenfragen nicht fehlen. Das ist ein sehr großes Privileg, denn Nicht-Abgeordnete dürfen den markanten Plenarsaal sonst nur zu Staatsakten und zur Bundesversammlung betreten. „Es war eine einmalige Erfahrung, in die Rolle eines Abgeordneten schlüpfen zu dürfen und so die Arbeit des Parlamentes zu erleben“, resümiert Julius. Im Anschluss an die große Debatte diskutierten die Teilnehmenden mit den Vorsitzenden der echten Fraktionen und konnten Fragen zur tatsächlichen Arbeit im Parlament stellen. In seinem Grußwort fasste Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble zusammen, dass die Demokratie von interessierten Menschen lebe, die sich für sie engagieren und einsetzen.